Die Seniorin mit dem schiefen Bett ist ein schönes Beispiel: Die alte Dame rief bei der Freiwilligenzentrale Gronau an und berichtete, in ihrem Bett sei wohl eine Latte des Lattenrosts durchgebrochen, ob sich das mal jemand anschauen könnte. Andreas Veltman vom Anti-Rost-Team übernahm den Job und stellte vor Ort fest: „Da war etwas ausgerissen, das ganze Bett stand total schief.“
Allein hätte die Dame sich nicht helfen können und wahrscheinlich unbequeme Nächte vor sich gehabt. Veltman konnte das Problem schnell lösen – ein Gewinn für die Seniorin und für ihn selbst: „Einen Teil seiner Zeit damit zu verbringen, anderen zu helfen, kann sehr erfüllend sein“, hat Veltman so erfahren. Er ist seit einigen Monaten bei Anti-Rost aktiv, eine von mehreren Initiativen, die bei der Freiwilligenzentrale angesiedelt sind. „Und ich mache das nicht, weil ich Langeweile habe!“, betont der 50-Jährige. Das glaubt man dem dreifachen Familienvater, der als selbstständiger Unternehmer in der IT-Branche arbeitet, sofort.
In Kürze startet die Freiwilligenzentrale ein neues Angebot in Zusammenarbeit mit der Familienbildungsstätte (FBS) Gronau: ein Reparatur-Café. An einem Samstag im Monat reparieren die zurzeit rund 15 Freiwilligen des Anti-Rost-Teams dann im Michael-Keller-Haus Dinge, die Bürger zu ihnen tragen. Das werden zu 80 Prozent Elektro-Kleingeräte sein, vermutet Andreas Veltman, der sich Reparatur-Cafés in anderen Städten angeschaut hat.
Die Besitzer können derweil im Foyer einen Kaffee trinken und sich mit anderen Besuchern austauschen. Oder auch mitschrauben und sich erklären lassen, wie zum Beispiel ein Gerät gewartet werden muss.
Veltman, der im Café die Arbeit koordinieren und die Reparaturanfragen sondieren und sortieren wird, erhofft sich von diesem Angebot einen Strauß positiver Effekte: den Menschen wird geholfen und sie bekommen in einigen Fällen Hilfe zur Selbsthilfe; es findet ein Austausch zwischen allen Anwesenden statt; die Reparaturen tragen zur Nachhaltigkeit bei und steuern einer Wegwerfmentalität entgegen. Wahrscheinlich Mitte Oktober soll es losgehen. Ganz genau steht der Termin noch nicht fest, da der Umzug der FBS zurück ins kernsanierte Michael-Keller-Haus erst komplett abgeschlossen sein muss.
Andreas Veltman hofft, noch weitere Mitstreiter für das Anti-Rost-Team zu gewinnen. Zum Beispiel junge Rentner oder Menschen, die kurz vor der Pensionierung stehen. Die könnten sich bestens mit ihrem Wissen aus dem Beruf in die Freiwilligenarbeit einbringen und hätten Gleichzeitig ein neues, sinnstiftendes Betätigungsfeld. Dabei ufert die Arbeit nicht gerade aus: Bei rund 120 Anfragen im Jahr und zurzeit 15 Mitstreitern bedeutet das pro Person einen, vielleicht zwei Einsätze im Monat.
Interessierte – auch für andere Bereiche der Freiwilligenarbeit, können sich bei der Freiwilligenzentrale melden: persönlich oder telefonisch montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr, Konrad-Adenauer-Straße 45, 02562 992766 oder per E-Mail an info@fwz-gronau.de. Weitere Informationen und Flyer (zum Herunterladen) gibt es auch auf der Internetseite.
Originaltext erschienen in den Westfälischen Nachrichten